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Drei Wörter führen zu jedem gewünschten Fleckchen der Erdkugel

Milliarden Menschen erhalten erstmals eine Adresse - Mercedes nutzt das System bereits

Von Manfred Bergmann

Bertha Benz 1888 fährt mit ihren Söhnen bei ihrer berühmten Fernfahrt an der Stadtapotheke in Wiesloch vor, um Benzin zu kaufen. 2015 nachgestellt mit einem Nachbau des Originals des Benz Patent-Motorwagens aus dem Jahr 1886. Die Stadtapotheke gilt als die erste Tankstelle der Welt. (Foto: Mercedes-Benz)

Eine geniale Idee revolutioniert das Navigieren. Das neue Adressensystem „what3words“ ermöglicht das präzise Erreichen jedes gewünschten Zieles auf der Welt. Jede Parzelle von drei Meter mal drei Meter unseres Erdballs besitzt eine unverwechselbare Adresse, bestehend aus drei Wörtern. Gibt man diese drei Wörter in das System ein, führt es Fußgänger und Motorisierte präzise zu jedem Ziel auf dem Globus, ohne es zu verfehlen.

 

Der Dienst what3words, kurz „w3w“, kann überall kostenlos per Smartphone-App für iOS und Android sowie unter https://map.what3words.com/ im Netz genutzt werden. Wer beispielsweise nach ///meister.fahrende.fackel navigiert, landet bei der ersten Tankstelle der Welt, der Stadtapotheke Wiesloch, wo eine Gedenktafel an die Pionierfahrt von Bertha Benz mit ihren beiden Söhnen erinnert. Die mutige wie technisch versierte Frau betankte im August 1888 auf der 106 Kilometer langen Strecke von Mannheim nach Pforzheim in der Apotheke ihren Benz Patent-Motorwagen 3 mit Leichtbenzin Ligroin und erfand unterwegs so nebenbei noch die Bremsbeläge und regte einen niedrigen Gang zur Berganfahrt an. Ihr Mann, Carl Benz, wusste nichts von dem Abenteuer als Werbung für seine Erfindung und die neue Mobilität.

Das Londoner Start-up what3words hatte 2013 die Idee, den Globus mit einem virtuellen Netz mit einer Maschengröße von je drei Meter mal drei Meter zu überziehen. Jedes der 57 Billionen Quadrate erhielt aus einem Vorrat von 40.000 englischsprachigen Wörtern eine Dreiwortadresse. Alle übrigen derzeit 27 w3w-Sprachen verwenden 25.000 Wörter. Das reicht, um alle Landflächen und wesentliche Meeresflächen zu erfassen. Jede Sprache verwendet eigenständige w3w-Adressen. Die drei Wörter werden nicht von einer Sprache in die andere übersetzt.

Die Nutzer sind überzeugt. Das Dreiwörtersystem hilft, überall auf der Welt den Weg zu finden. Beispielsweise beschreibt es präzise Wegpunkte für Wanderer und wo in freier Natur das Picknick stattfinden soll. Auf dem Festgelände führt es zum gewünschten Tisch im richtigen Zelt. Taxifahrern genügen drei Wörter, um das exakte Ziel anzusteuern. Offroad-Fahrer orientieren sich in der Wüste nicht mehr an optischen Routenmarken wie verrotteten Autowracks oder Kamel-Skeletten. Die Suche nach dem abgestellten Fahrzeug in einer fremden Stadt ist jetzt kinderleicht. Patienten finden in dringenden Fällen den direkten Weg zu reservierten Arztpraxis-Parkplätzen und die Zufahrt zur Einlieferung ins Krankenhaus. Polizeiliche Hilfe und die Feuerwehr können punktgenau angefordert werden.

Vier Milliarden Menschen auf der Welt besitzen laut Schätzung der UN keine eindeutige Adresse. Für das Postwesen ist das ein riesiges Problem. Mehrere Länder, darunter die Mongolei, haben w3w bereits übernommen. In den riesigen Steppengebieten leben die Nomaden ganz ohne festen Wohnsitz. In der Hauptstadt Ulaanbaatar haben viele Straßen gar keinen Namen. Das Dreiwortsystem liefert allen Menschen auf der Erde nun eine Adresse.

Navigationssysteme stoßen viel zu oft an Grenzen. Wer ist nicht schon trotz Navi im Auto und App auf dem Smartphone auf fremdem Terrain umhergeirrt? Wer hat nicht schon auf Stadionparkplätzen mit mehrstelligen Stellplatznummern den reservierten Platz gesucht und den Spielanpfiff verpasst? Ärgerlich ist auch das Übersehen einer Parkplatzeinfahrt, um beim wiederholten Anfahrversuch in einem Labyrinth von Einbahnstraßen die Orientierung zu verlieren.

Nicht selten irren Urlauber in fremden Häfen auf der Suche nach dem Gate der Autofähre. Selbst in dem übersichtlichen Hafen Dagebüll, wo die Fähren von Nordfriesland nach den Inseln Föhr und Amrum ablegen, kann w3w stressfrei für noch mehr Klarheit sorgen. Die Angabe der Reederei beschreibt die Postadresse, jedoch nicht die Zufahrt zur Einfahrt. Die w3w-Adresse ///werden.flieht.reste beschreibt exakt die Mitte der Spur vor dem Abfahrtschalter. Die herkömmliche Adresse 54:43:48.23 Grad Nord und 8:41:34.92 Grad Ost ist zwar ebenfalls exakt, aber im Alltag unpraktisch.

Irrtümer schließt das neue System gezielt aus. Ähnliche Wortadressen liegen bewusst weit auseinander. Die Eingabe ///werden.flieht.wette führt statt nach Dagebüll auf einen Acker zwischen Bonn-Bad Godesberg und Wachtberg, ///werden.flieht.weste zu einem bebauten Grundstück in Great Oakly in Essex/England und ///werde.flieht.reste in ein Wäldchen im US-Staat Pennsylvania.

Was die derzeitigen Navigationssysteme nicht leisten, schafft w3w. Mercedes hat 2016 als erster Automobilhersteller der Welt das Potenzial entdeckt, das in dem neuen Adressierungssystem steckt. Inzwischen sind die Schwaben an dem britischen Start-up what3words beteiligt. Aktuell kann in den Modellen der Klassen A, C, E und S die Navigationseingabe auch über w3w erfolgen. Die Akzeptanz ist hoch. „Die Kunden, die das System zur Navigation an Orten genutzt haben, die keine Straßenadresse haben, sind begeistert, wie einfach die Navigation zu nicht erfassten Zielen mit what3words wird“, so Benjamin Oberkersch, Pressesprecher Digitalisierung bei Mercedes-Benz.

Text: M. Bergmann
Photos: Mercedes-Benz

(20. November 2018)


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