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Auto News: 14. November 2001
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BMW Messgelände vor 30 Jahren eröffnet

Photo: BMW

München - Am 20. Oktober 1971 wurde das neue firmeneigene Messgelände der BMW AG im Nordosten von München, am Isar-Speichersee in der Gemarkung Aschheim, offiziell eröffnet. Nach über dreijähriger Bauzeit entstand hier auf einer Fläche von 670.000 qm ein Gesamtkomplex, der auch heute noch, vor allem mit den zwischen-zeitlich erfolgten Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen, zu den modernsten Einrichtungen seiner Art zählt. 

In einer Zeit beginnender Bürgerinitiativen war damals die Beschaffung eines für Prüf- und Messstrecken geeigneten Geländes schon problematisch. Die Anforderungen bezüglich der Flächengröße und der Bodenbeschaffenheit waren hoch. Dennoch gelang es, in nur etwa 30-minütiger Entfernung des ebenfalls im Münchener Norden gelegenen Werkes und der geplanten neuen Unternehmenszentrale, dem BMW "Vierzylinder" - Hochhaus, zwischen Aschheim und Ismaning ein Gelände zu finden, das alle Voraussetzungen erfüllte.

Das Grundstück erstreckt sich handtuchartig entlang eines Speichersees der Isar, in einem Landschaftsschutzgebiet, inmitten eines Vogelparadieses. Es ist gut vier Kilometer lang, misst in der Breite aber nur zwischen 100 und 600 Metern. Durch den Damm des Speichersees und einen gegenüberliegenden Lärmschutzwall werden die Fahrgeräusche so wirkungsvoll gedämpft, dass Bedenken, die Natur werde durch den Versuchsbetrieb über die Maßen belastet und Vogelarten würden abziehen, entkräftet werden konnten. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war eher das Gegenteil der Fall: die Vögel nisten vereinzelt sogar in abgestellten Crashfahrzeugen. 

Doch bevor die Einrichtungen eröffnet werden konnten, mussten zunächst rund eine Million Kubikmeter Erde bewegt und rund 35 km Straßen sowie Gebäude errichtet werden. 

Wesentliches Ziel der Einrichtungen und Strecken war es Vorraussetzungen zu schaffen, die Ergebnisse der für die Entwicklung von Hochleistungsfahrzeugen erwünschten Fahrversuche weitgehend über elektronische Messsysteme reproduzierbar zu machen, was auf öffentlichen Straßen zuvor nur unzureichend möglich war. Dafür musste das Gelände vollkommen eben planiert werden.

Kernstücke der Anlage sind die 7,7 km lange Hochgeschwindigkeits-Messstrecke, der Handlingkurs, die Kreisplatte und die Crashanlage. Die autobahnmäßig ausgebaute Schnellfahrstrecke erlaubt die Erreichung aller gewünschten Geschwindigkeiten, sodass bewusst auf eine zwar spektakuläre, aber praxisfremde Steilkurve verzichtet werden konnte. Das etwa drei Kilometer lange Kurvenlabyrinth des Handling-Kurses erhielt neben einem Sprunghügel alle nur erdenklichen Kurvenarten zur Erprobung von Straßenlage und Fahrsicherheit. Im Inneren der Westschleife wurden eine Kreisplatte und eine Wedelstrecke installiert, dazu eine Beregnungsanlage nebst einer mobilen Wasserkanone. In der Ostschleife wurden die Crash-Anlage und die Überschlagplatte errichtet. Einzigartig war bereits damals das "Nervensystem" der Anlage. 56 km elektrischer Kabel wurden verbaut, 27 km Antennen-, Mess- und Steuerleitungen sowie zahllose Netzgeräte für Lichtschranken und über alle Messstrecken verteilte Steckkontakte.

Im zweiten Bauabschnitt wurde 1972 eine weitere Messstrecke mit unterschiedlichen Fahrbahnbelägen und Wellformen, mit Steigungs-und Bremsstrecken, Wasserdurchfahrten, Aquaplaningstrecke und Seitenwindanlage errichtet. Ein Gebäude für Dauerlauferprobungen und Abgastests ergänzt den Messbetrieb.

Veränderte Rahmenbedingungen durch gestiegene Energiekosten und schärfere gesetzliche Anforderungen an die Fahrzeuge in Bezug auf Verbrauch und Geräusche führten 1980 zur Erweiterung um ein "Aerodynamisches und thermisches Versuchszentrum". Es beinhaltet einen großen Windkanal, geeignet für Messungen an Automobilen und Motorrädern, Klima-, Kühler- und Akustikprüfstände.

Mit dem Erfolg der BMW Fahrzeuge auf dem Weltmarkt und der Ausweitung der Modellpalette gelangte das Aschheimer Messgelände Mitte der 80er Jahre an seine Kapazitätsgrenzen. Aus diesem Grund erwarb BMW 1986 die ehemalige Rennstrecke Miramas, die in Südfrankreich zwischen Marseille und Avignon liegt und baute sie zum zweiten Messgelände aus. Während der Vorteil von Aschheim die unmittelbare Nähe zum Hauptstandort der Fahrzeugentwicklung ist, ist der größte Vorzug des französischen Testgeländes die Unabhängigkeit vom Winterwetter. Hier können Autos und Motorräder das ganze Jahr über praxisgerecht getestet werden. Auch für Tests mit den Formel1 Boliden des BMW WilliamsF1 Teams bestehen in Miramas ideale Voraussetzungen.

Die Bedeutung derartiger Einrichtungen für den Entwicklungsprozess nimmt weiterhin ständig zu und unterliegt einer fortwährenden Anpassung an die sich ändernden Rahmenbedingungen für moderne Fahrzeuge.

(13. November 2001)

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