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GM Reports Übersicht Die automobile Zukunft in Form des Opel Flextreme Der Cadillac BLS: Konkurrenz aus Amerika Die Corvette C6: Ein Mythos, zumindest für viele Amerikaner
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Interview mit Cadillac-Präsident James E. Taylor
Das Interview führte Axel F. Busse James E. Taylor ist seit September 2004 im GM-Konzern als Präsident für die Marke Cadillac verantwortlich. Der gebürtige Kanadier ist seit 25 Jahren in verschiedenen Positionen beim weltgrößten Autobauer tätig, er hat einen Sohn und fährt in seiner Freizeit eine Harley Davidson. Cadillac bietet nächstes Jahr ein in Europa produziertes Auto speziell für den europäischen Markt an. Wie definieren Sie den Status der Marke auf dem Kontinent?
Taylor: In Europa starten
wir praktisch bei Null. Cadillac war in großen Schwierigkeiten, in der 70
und 80er Jahren zeichnete sich ein Cadillac vor allem durch armselige
Qualität und schlechte Motoren aus. Wir waren irrelevant für jüngere Kunden
geworden. Das Durchschnittsalter des Cadillac-Käufers lag bei 65 Jahre,
jetzt ist es 58. Besser sieht es schon beim Modell CTS aus, da liegt das
Alter bei 48 Jahren. Wir arbeiten weiter daran, und haben in fünf Jahren
neun neue Produkte auf den Markt gebracht. |
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Glauben Sie daran, mit dem Design eine Kaufentscheidung beeinflussen zu können? Taylor: Kaufen ist eine Abstimmung mit der Geldbörse, der Kunde gibt damit ein Statement ab. Für ihn ist es wichtig, sich zu unterscheiden. Das Design eines Fahrzeugs hilft dabei, diese Entscheidung zu treffen und die Unterscheidung zu vollziehen. Autofahren ist heute beides, Fortbewegung und Fashion. Cadillac ist eine Marke mit hundertjähriger Geschichte und großer Tradition. Wie trägt die aktuelle Firmenpolitik dem Rechnung? Taylor: Wir wollen unser Erbe nicht ignorieren, aber für viele Kunden ist eine große Geschichte nicht so wichtig. Sie fragen, „was tut ihr heute für mich?“ Wenn das Produkt nicht konkurrenzfähig ist, dann wechseln sie die Marke. Wir achten unsere Tradition, aber sie bringt uns keinen Vorteil gegenüber unseren Wettbewerbern. Das neue Modell BLS zielt eindeutig auf die Premium-Mittelklasse, die in Europa von drei deutschen Marken beherrscht wird. Sehen Sie sich mit denen schon auf Augenhöhe? Taylor: Wir sind nicht so vermessen, uns schon auf Augenhöhe mit Mercedes oder Audi zu sehen. Aber wir sagen: die Qualität der Hardware muss so gut sein, wie die der besten Premium-Marken. Wenn wir mit einem niedrigeren Anspruch herangehen, können wir gleich einpacken. Es ist die einzige Möglichkeit, dem Kunden zu zeigen, dass wir konkurrenzfähig sind. Andernfalls haben wir überhaupt keine Chance. Ganz realistisch muss man sagen: wir werden nur wenige Kunden von Mercedes, Audi und BMW gewinnen können. Aber es gibt ja auch noch Lexus, Volvo oder Jaguar und da können wir einiges gewinnen. Besteht da nicht die Gefahr der Kannibalisierung von Konzernprodukten? Mit dem Saab teilt der BLS nicht nur die Plattform, sondern auch die Zielgruppe. Taylor: Saab-Fahrer sind anders als Cadillac-Fahrer. Beide suchen Individualität, aber wer schon immer Saab gefahren ist, wird kaum einen Showroom von Cadillac aufsuchen. Solche wie die Saab-Kunden hätten wir auch gern: Unter Marketinggesichtpunkten sind sie ideal. Relativ jung und verfügen über ein überdurchschnittliches Einkommen Erstmals überhaupt bietet Cadillac auch ein Auto mit Dieselmotor an. Warum? Taylor: Ohne Diesel im Angebot hat ein neues Auto dieser Klasse überhaupt keine Chance in Europa. Bisher war da in unserem Portefeuille ein großes Loch. Wir wollen es stopfen und rechnen mit einem 50 prozentigen Dieselanteil bei den Verkäufen. Was bedeutet der deutsche Markt für Sie im Vergleich zu anderen europäischen Märkten? Taylor: Deutschland ist der wichtigste, aber auch der schwierigste Markt in Europa. Wir bauen hier unsere Händlerstruktur weiter aus. Wir haben einen langen Weg vor uns. Wir wollen den Markt mit ganzer Kraft attackieren, das ist der einzige Grund, warum wir den BLS gebaut haben. Wir erwarten im ersten vollen Jahr einen Absatz von 7500 bis 10000 Einheiten. Im Jahr 2000 war ein Cadillac beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans zu sehen. Ist Motorsport für die Marke noch ein Thema? Taylor: Das Engagement in Le Mans war ein interessantes, aber marketingmäßig nicht sehr lohnendes Projekt. In der Prototypenklasse sehen alle Autos gleich aus. Eine Serie wie die DTM wäre da viel interessanter. Wenn die Autos von den Fans wieder erkannt werden können, bringt das mehr. Eine Corvette zum Beispiel ist auch in Le Mans eindeutig eine Corvette. Wir denken über Motorsport nach, aber es ist noch keine Entscheidung gefallen. (Berlin, 17. März 2006)
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