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. 21. Juni 2006
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. Interview mit Karl-Heinz Kalbfell, CEO Maserati Gut ein Jahr ist es her, dass Maserati geschäftlich wieder auf eigenen Beinen steht: Mit Zugang zu allen industriellen Kompetenzen der Fiat Gruppe sowie der weiterhin engen Zusammenarbeit mit Ferrari kann die Marke ihr Wachstum zukunftsgerecht planen. Maserati wird seit über einem Jahr von dem Deutschen Karl-Heinz Kalbfell geleitet. Er äußert sich im Interview über das Potenzial und die Perspektiven von Maserati.
Die letzten Jahre bedeuteten für Maserati eine umfassende Neustrukturierung. Wo steht Maserati heute? Karl-Heinz Kalbfell: "Maserati hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Als das Unternehmen unter die Fittiche von Ferrari genommen wurde, verkaufte Maserati etwas mehr als 500 Fahrzeuge jährlich. Im vergangenen Jahr wurde weltweit das Zehnfache an Kunden ausgeliefert, exakt 5.639 Einheiten. Dazwischen fand ein tiefgreifender Wandel in der Produktion, bei der Qualität und der Produktsubstanz statt. Maserati investiert heute sehr viel mehr Geld in industrielle Prozesse, Qualitätssicherung und Modellpflege als jemals zuvor." Ist mit diesem Verkaufsniveau das Umsatzziel von Maserati erreicht? Karl-Heinz Kalbfell: "Ganz und gar nicht. Das Unternehmen steht vor einer zweiten signifikanten Wachstumsphase. Mittelfristig streben wir einen Sprung auf bis zu 9.000 Fahrzeuge pro Jahr mit neuen Technologien und Modellen an." Wie wollen Sie dieses Wachstum erreichen? Karl-Heinz Kalbfell: "Wir müssen unser Marktpotenzial besser und aggressiver ausschöpfen als bisher und einem größeren Kundenkreis bewusst machen, dass Maserati auch für gehobene Geschäftswagen eine echte Alternative darstellt. Insbesondere für die Kunden, denen die heute noch besser bekannten Alternativen zu langweilig sind. Das gilt weltweit. Dazu müssen wir einfach mehr und gezielter kommunizieren. Unser genereller Bekanntheitsgrad ist enorm, das Wissen um unser heutiges Produktangebot aber ausbaubar. Dieses Wachstum werden wir mit dem bestehenden Produktportfolio von Maserati erreichen und vorerst nicht mit zusätzlichen Baureihen. Obwohl wir heute bereits international aufgestellt sind, haben wir die Möglichkeiten in einigen Wachstumsmärkten noch nicht annähernd ausgeschöpft. " Wie sieht das Marktsegment von Maserati aus? Karl-Heinz Kalbfell: "Maserati produziert Sportwagen und Sportlimousinen in einem Preisbereich von rund 90.000 bis 130.000 Euro. Das ist ein Segment, in dem sich vor allem deutsche Wettbewerber tummeln und das ausreichend Eroberungschancen verspricht. " Oft wird der Name Maserati auch mit viel teureren Fahrzeugen in Verbindung gebracht ... Karl-Heinz Kalbfell: "Das ist wahr und ehrt uns natürlich. Modell wie der Maserati MC 12 spielen hier auch eine sehr interessante Rolle. Aber dort liegt nicht der Kern unseres Angebots. Im Vertrieb ist es manchmal nicht hilfreich, für viel teurer eingeschätzt zu werden als man schlussendlich ist. Auch das müssen wir entsprechend kommunizieren - schließlich sehen wir uns als exklusive, aber keineswegs exotische Alternative in einem umsatzstarken Segment." Welchen Wert hat für Sie dabei die Tradition von Maserati? Karl-Heinz Kalbfell: "Tradition und Mythos sind wichtig, insbesondere wenn man auf eine 90-jährige mit zahlreichen Höhepunkten gespickte Vergangenheit bauen kann. Aber Marken mit einer großen und langen Tradition haben von jeher in die Zukunft geschaut. Maserati steht für einen unverwechselbaren Stil, eine unnachahmliche Kultur, für atemberaubende Leistung und für konsequente, kompromisslose technische Lösungen. Denn das, was die fünf Maserati-Brüder einst konstruierten, taten sie nicht aus einer Tradition heraus, sondern diente dem Wettbewerb und dem technischen Fortschritt. Und genau diesem Anspruch sind wir auch heute verpflichtet. " Was meinen Sie damit genau? Karl-Heinz Kalbfell: "Die einzigartige Linie eines Maserati braucht man ja nicht explizit zu betonen. Das ist offensichtlich. Dass sich darunter einzigartige, teilweise spektakuläre technische Lösungen verbergen, müssen wir künftig wieder mehr in den Vordergrund stellen. Das beginnt beispielsweise mit dem Package des Quattroporte, der die Attribute des Motorsports mit den Anforderungen an eine Luxuslimousine konsequent verbindet. Beispiel Antriebsstrang: Frontmittelmotor, automatisiertes Schaltgetriebe an der Hinterachse. Mit einer Gewichtsverteilung vorne von 47% und hinten von 53% erzielen wir Traumwerte in Handling und Fahrsicherheit unter allen Wetterbedingungen. Oder unser Maserati V8, der die Drehfreudigkeit eines reinrassigen Wettbewerbsmotors mit einem gleichförmigen Drehmomentverlauf verbindet, hat enorme Zugkraft. In Summe ist der Quattroporte keine auf Sportlichkeit getrimmte Limousine, sondern die Sportlimousine überhaupt. Da ist noch viel Potenzial für uns. " Vita Karl-Heinz Kalbfell Karl-Heinz Kalbfell wurde am 29. Dezember 1949 geboren und studierte Marketing und Prozesstechnik an der Fachhochschule für Druck in Stuttgart. Nach seinem Diplom war er von 1975 bis 1977 Leiter Werbung bei Eriba/Hymer. Ab 1977 arbeitete Kalbfell für die BMW AG in verantwortlichen Positionen in den Bereichen Marketing und Produktstrategie. Er war Vorsitzender der Geschäftsführung der BMW M GmbH und Senior Vice President Group Marketing der BMW Group. Im Jahr 2004 wurde er Chairman und CEO Rolls-Royce Motorcars. Zu Jahresbeginn 2005 wechselte er in die Fiat Group, wo er zunächst als COO bei Alfa Romeo begann. Seit dem 1. April 2005 ist Karl-Heinz Kalbfell CEO der Maserati SpA mit Sitz in Modena. (16. Juni 2006) |