| Ingolstadt -Klar, simpel und funktional. Worte, die einem beim Gedanken an
          moderne Hightech-Autos und Schuhe nicht unbedingt in den Sinn kommen.
          Die jüngste Zusammenarbeit zwischen adidas und Audi beweist jedoch
          nicht nur, dass weniger mehr ist, sondern auch, dass das Design von
          Schuhen zu einer höchst persönlichen Erfahrung werden kann. Das
          Ergebnis ist “The Kobe”. 
          
           Das Spiel begann mit einem
          Sportler, der nach einem einzigartigen, genau auf seine Person
          zugeschnittenem Produkt suchte. Kobe Bryant, Star der amerikanischen
          Basketballliga NBA, Mitglied des Lakers-Championship-Teams und in Los
          Angeles lebender Familienvater, arbeitete mit adidas an einem Image,
          das sich von dem typischen Bild des NBA-Stars unterscheiden sollte.
          Kobes entspannter, selbstbewusster Stil spiegelt eine erfrischend
          weltgewandte, intelligente Persönlichkeit wider, die für viele
          moderne Sportler attraktiv ist. Im Frühjahr 1999 lud adidas Audi zur
          Mitarbeit an dem Projekt ein.  Fortschrittlich
          und weltgewandt, so sieht der Automobilhersteller seine Kunden und das
          zeigt sich in den Fahrzeugen, die auf Individualisten mit einem
          unverwechselbaren Sinn für Eleganz zugeschnitten sind. Die beiden
          Unternehmen haben einiges gemeinsam: Beide legen beim Design ihrer
          Produkte den Schwerpunkt auf Technik und Leistung, beides sind
          deutsche Firmen.  .
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          | .Die Inspiration für Kobes neuen Schuh holte sich adidas sozusagen in
          Kobes Hinterhof, in Südkalifornien. Was verkörpert den südkalifornischen
          Lebensstil, fragte sich adidas.  Die
          Antwortet lautet: der Auto-Kult. Und eines der heißesten Modelle auf
          dem Markt, der Audi TT Roadster, wurde teilweise in Südkalifornien
          entworfen und ist von südkalifornischer Lebensart geprägt. Nicht nur,
          dass mehrere führende Fahrzeughersteller in Südkalifornien
          Designstudios unterhalten, der Sonnenstaat ist auch ein Schmelztiegel
          der Lebensstile und Kulturen. Hier gilt das Motto “anything goes”,
          alles ist erlaubt.
  Von der Beachwear bis zum
          Highsociety-Chic finden sich in dieser schnelllebigen, sich ständig
          wandelnden Welt alle Moderichtungen. Dieser trendige Lebensstil fördert
          ein Design, über das sich Interessen und Geschmacksrichtungen ausdrücken.
          Von der Architektur über Automobile bis hin zur Kleidung wird in Südkalifornien
          alles davon bestimmt, was “hip” ist – so wie Kobe. Der Erfolg
          des TT in dieser Region hatte bewiesen, dass die Kunden neue Produkte
          für den eleganten Geschmack gut aufnahmen. Um Peter Moore, Creative
          Director beim Kobe-Projekt, zu zitieren: “ So wie diese Dinge (Architektur,
          Autos) Einfluss auf die anderen Moderichtungen in Los Angeles nehmen,
          so werden sie auch seine (Kobes) Mode immer mehr beeinflussen.”
           
          
           Adidas hatte sich diesmal für
          einen völlig neuen Weg entschieden. Anstatt das Design auf einem
          Marketingkonzept aufzubauen, bat das Unternehmen Audi, einen Schuh zu
          entwerfen und sich dabei an der Philosophie zu orientieren, die auch
          die Entwicklung der Autos bestimmt. Die sogenannte Audi Design Sprache
          ist geprägt von deutscher Schlichtheit ohne Extravaganzen. Das
          Augenmerk liegt auf Form und wesentlichen Komponenten wie Material,
          Details und Technologie. Allerdings war die Umsetzung dieses Prozesses
          beim Entwurf von Schuhen etwas gewöhnungsbedürftig. Derek Jenkins,
          dem stellvertretenden Leiter des Audi Design Studios in Kalifornien,
          zufolge musste sich auch Audi umstellen, weil die Arbeit der Designer
          in diesem Fall so viel einfacher war. “Ich glaube nicht, dass den
          Leuten klar ist, wie komplex die Logistik beim Entwurf von Fahrzeugen
          ist. Zahlreiche Parameter sind zu beachten: Sei es Crash-Sicherheit,
          Produktionsverfahren, Kosten oder Aerodynamik, der Designer muss sich
          immer an Identität und Geschichte des Unternehmens orientieren. Aber
          bei Schuhen geht es letztendlich nur um Stil. An erster Stelle steht
          Stil, die Funktion ist zwar ebenso wichtig, aber viel einfacher zu
          realisieren.” 
          
           Auf Grundlage der Vorgaben von Audi Design und der bewährten Technologien
          von adidas Footwear machten sich die Unternehmen daran, die
          Gemeinsamkeiten zwischen ihren Produkten herauszufinden. “Wie das
          Auto, so ist auch der Schuh ein Richtungsobjekt,” so Jenkins. “Es
          gibt nur wenige Dinge auf der Welt, die diesen Charakter besitzen, d.
          h. sich grundsätzlich in eine Richtung bewegen sollen. Bei einem Auto
          kommen also dieselben dynamischen Prinzipien und Proportionen zum
          Einsatz wie bei einem Schuh.” Jenkins merkt an, dass die
          stromlinienförmigen Linien, die ein Auto in der Bewegung dynamisch
          wirken lassen, auch bei “ The Kobe” zu finden sind. Ungewöhnlich
          für einen Schuh war auch, dass “ The Kobe” zuerst als Tonmodell
          Gestalt annahm. 
          
           Die Ähnlichkeiten zwischen der
          Audi Design Sprache und “The Kobe” sind leicht herauszufiltern.
          Auf den ersten Blick zeichnet sich der TT Roadster durch drei
          Hauptcharakteristika aus: kontinuierliche Linienführung, einen klaren
          Oberflächenkörper und die abgerundete Frontpartie. Auch bei “ The
          Kobe” finden sich diese Elemente. Die klassischen Linien auf der
          Vorderkappe, die von der Original-Superstar-Linie übernommen wurden,
          ähneln verblüffend einem Audi-Kühlergrill. Der Hauptseitenstreifen
          läuft über das Fußgewölbe unter dem Schuh durch, so wie die
          Linienführung beim Audi TT kontinuierlich von der Fahrzeugseite über
          die Radkästen zur Unterseite des Fahrzeugs verläuft. 
          
           Nachdem Kobe das Design
          genehmigt hatte, war es an adidas Schuhdesigner Eirik Lund Nielsen,
          die adidas-Schuhtechnologie umzusetzen und aus dem Schuh ein
          adidas-Produkt zu machen. Im November 1999 unterstützte Kobe das Team
          bei der Auswahl der Farben und probierte sein erstes Paar “ The
          Kobe” an. Bis April 2000 waren die letzten Entscheidungen über das
          Logo gefallen und Kobe erhielt sein “persönliches”, eigens für
          ihn von adidas und Audi entworfenes und hergestelltes Paar Schuhe. 
          Kobe ist von seinem neuen adidas-Schuhen begeistert: “Dieser
          Schuh ist brandheiß!  Obwohl
          er so leicht ist, stützt er den Fuss. Er ist geschmeidig, cool und
          einfach anders, genau wie ich es liebe. 
          Ich bin verrückt nach diesem Schuh.”  
           
          
           Das gesamte Konzept hinter “ The Kobe” war einzigartig. “Ich glaube,
          die Sache hat vor allem funktioniert, weil Kobe sich etwas wünschte,
          das genau auf Basketball und auf ihn persönlich zugeschnitten war und
          sich dafür auch einsetzte”, meinte Moore. “Der Erfolg von Audi
          ist vor allem auf den ungewöhnlichen Ansatz bei diesem Projekt zurückzuführen.
          Audi hat gar nicht versucht, Basketballschuhe zu entwerfen, die üblichen
          Fragen beim traditionellen Styling von Schuhen stellten sich also
          nicht.”  
          
           Der “Kobe” kommt im Herbst
          2000 auf den Markt. 
          
           (3.
          Nov. 2000)
          
          
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