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Auto News: 13. September 2000


 


Lancia Nea - Das technologische Nervenzentrum des Autos von morgen 
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Lancia Nea

Alle Photos: Fiat

Turin - Um Marktanforderungen und Lebensstile umzusetzen, die in den nächsten Jahren immer kategorischer in Erscheinung treten werden, vereint das Tripmate-Auto Lancia Nea, beziehungsweise „der Neue“ in einem integrierten Kompaktwagenprojekt zahlreiche moderne Einrichtungen, die der breiten Öffentlichkeit vielleicht nur wenig bekannt sind. 
Einerseits übernimmt das neue Concept-Car von seinem größeren Vorgänger Lancia Dialogos einige zukunftsweisende Merkmale, wie das Höchstmaß an Innenraumkomfort, die Abstimmbarkeit auf die individuellen Ansprüche von Fahrer und Insassen und das stressfreie Fahren. 

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Lancia Nea Rückfront

 

Andererseits bringt es neue Lösungen ein, die den inzwischen aufgetretenen Kundenbedürfnissen Rechnung tragen, wie beispielsweise die Fähigkeit zur Kommunikation. Dahinter verbirgt sich die totale Ausschöpfung der Dialogmöglichkeiten sowohl zwischen Fahrzeug und Fahrer als auch zwischen Fahrzeug und Außenwelt. 

Der Lancia Nea setzt diese Charakteristika ganz markentypisch um: im Hinblick auf die Zukunft der Kompaktwagen (er ist 4,10 m lang) und mit dem Innovationsgeist, der die Marke Lancia seit ihren Ursprüngen bis in die jüngste Zeit geprägt hat. An dieser Stelle soll daher auf einige dieser Einrichtungen eingegangen werden. 

Querschnitt des Lancia Nea
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Der virtuelle Sicherheitsgurt 

Ein Frontradar mit langer Reichweite ist dazu bestimmt, alle Objekte, die während der Fahrt vor dem Auto erscheinen, zu melden, und außerdem in der Lage, eine Auswahl zu treffen und zum Beispiel überhöhte Objekte wie Brücken oder Werbeflächen und Beschilderungen am Straßenrand auszusondern. 

Eine Frontkamera erkennt - mit Unterstützung von zwei weiteren Sensoren - den Verlauf der Fahrspur und die Position des Autos innerhalb der Spur und unterscheidet, ob sich das vom Radar erfasste Hindernis wirklich auf der Fahrstrecke befindet (und damit gefährlich ist) oder nicht. 

Weitere zwei Kameras befinden sich oben seitlich an der Windschutzscheibe und können die Größe des Hindernisses (der Radar erlaubt eine präzise Bestimmung der Entfernung, aber nicht der Außenkonturen) und den Bereich erfassen, in dem das Auto ein gefahrenfreies Ausweichmanöver ausführen kann (die Kameras arbeiten stereoskopisch wie das menschliche Auge). Sechs seitliche Radare mit kurzer Reichweite (drei für die linke Flanke und drei für die rechte Flanke) haben die Aufgabe, die Hindernisse auf den seitlichen Fahrbahnspuren zu erfassen. Zwei Kameras, die zum Fahrzeugheck gerichtet sind, kontrollieren die blinden Winkel und melden eventuell überholende Fahrzeuge. Und schließlich gibt es noch drei Heckkameras und eine Kamera für das Parken.

Mit diesen Sensoren wird kontinuierlich der Manöverbereich des Lancia Nea überwacht und um das Konzeptauto ein virtueller Sicherheitsgurt (virtual safety belt) geschaffen, das Unfälle vermeiden kann. Jedes der erwähnten Erfassungssysteme verfügt über eine eigene Rechnereinheit, die eine erste Auswertung der Daten vornimmt und die wichtigen Informationen an einen Computer mit Supervisorfunktionen sendet. 

Dieser Computer sammelt alle Informationen, ermittelt eventuelle Gefahrensituationen und sendet bei Erfordernis der Steuereinheit für die Stellglieder der Bremsen, des Motors, der Lenkung usw. den Befehl, den Sicherheitsabstand zu verringern, zu beschleunigen, dem Hindernis auszuweichen usw. 

Brems- und Ausweichmanöver in Notfällen 

Einzig zum Zweck der Abweisung eines Unfalls, nimmt der Lancia Nea automatisch Brems- und Ausweichmanöver ohne Eingriff von Seiten des Fahrers vor. An dieser Stelle sind allerdings einige Klärungen erforderlich. Heute führt das Auto das Manöver nur in einer kontrollierten Situation wie auf einer Teststrecke aus und ist es in jedem Fall erforderlich, dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad nimmt. 

In diesem Fall hat das Konzeptauto einen sehr weit gehenden Umsetzbarkeitstest der Einrichtung erlaubt. Erst die Autos in den kommenden Jahren werden dieses Manöver automatisch und unabhängig davon, ob der Fahrer die Hände auf dem Lenkrad hat oder nicht, ausführen können. Hierfür muss das Auto vollkommen by wire gefahren werden, das heißt ohne physische Verbindung zwischen den Befehlselementen (Gaspedal, Lenkrad, Bremse, Gangschalthebel usw.) und den Stellgliedern, welche die angeforderten Betätigungen ausführen. 

Das heißt: Es wird gebremst, ohne direkt ein Hydrauliksystem zu betätigen, sondern man gibt Impulse aus, die über eine elektrische Leitung an eine Steuereinheit gesendet werden. Diese Steuereinheit wiederum befiehlt den hydraulischen Stellgliedern die Bremsung. Es wird gelenkt, ohne direkt die Zahnstange zu betätigen: über ebenfalls einen elektrischen Impuls wird der Steuereinheit die Absicht zum Richtungswechsel mitgeteilt, die ihrerseits an die Stellglieder den Befehl gibt, die Räder in einem bestimmten Winkel auszurichten. 

Infocar - Online mit der Welt 

Die Erwartungshaltungen der Kunden gehen eindeutig in eine Richtung: im Auto möchte man das gleiche Ambiente wiederfinden, das man soeben zu Hause oder im Büro verlassen hat. Damit ist der Weg der telematischen Bordeinrichtungen bereits vorgezeichnet. Begonnen wird bei einer Basiseinheit, bestehend aus einem GSM-Telefon und einem GPS-Satelliten-Ortungsgerät (die schon die Inanspruchnahme zahlreicher Funktionen erlauben), um anschließend graduell und über die neuen Technologien, die nach und nach verfügbar sind (zuerst Gprs und später Umts), zum Full-Internet zu gelangen, das heißt, zum World Wide Web, wie wir es von unserem PC her kennen. 

Eine intelligente und unaufdringliche Schnittstelle 

Die Techniker nennen sie HMI oder Human Machine Interface, zu Deutsch Mensch-Maschine-Schnittstelle. Diese umfasst die Gesamtheit von Einrichtungen, über die Mensch und Fahrzeug in den Dialog treten können. Auch auf diesem Feld zeigt der Lancia Nea die Resultate, die von den Konstrukteuren von Lancia und dem Fiat-Forschungszentrum bei einem Projekt erreicht wurden, das auf das Zusammenfassen von bisher separat entwickelten Technologien in gemeinsame Themenbereiche abzielt, die selbstverständlich nach den Kriterien und Zielen der Marke aufbereitet wurden. 

Nach der Logik einer benutzerfreundlichen Technologie arbeiten auch sämtliche Vorrichtungen des Prototyps, welche die Merkmale und Leistungen des Fahrzeugs auf die Vorlieben und Gewohnheiten des Benutzers abstimmen. Nichts ist einfacher zu benutzen als ein Fahrzeug, das man um nichts bitten muss. Denn es weiß, wann es die Lichter einzuschalten und den Scheibenwischer und die Bremsen zu betätigen hat. Weil es von allein „lernt": mit dem „Ego Mode"-Getriebe eignet es sich auf den ersten Kilometern unseren Fahrstil an und gibt ihn jedes Mal erneut vor. Weil es uns anhand der Informationen aus der Smart-Card erkennt und ohne jegliche Anweisungen alles nach unserem Geschmack einrichtet, angefangen beim Sitz und dem Lenkrad über das Bordpaneel und dessen Grafik bis hin zur Helligkeit und Farbe des diffusen Lichts und zum Klima. 

Die Elektrochromfenster 

Der Empfang, den der Lancia Nea seinem Eigentümer bereitet, ist nicht die kalte Reaktion einer Maschine, sondern die „emotionale" Reaktion eines echten Reisegefährten. Die Fenster und das Dach des geparkten Fahrzeugs wechseln langsam von Dunkel auf Durchsichtig und das Auto schaltet die Beleuchtung ein. 

Diese Simulation gibt einen Ausblick auf die nächste Zukunft, wenn die Technologie der Elektrochromfenster (für den Statuswechsel nutzen sie die Potenzialdifferenz zwischen den beiden Seiten der Glasscheibe), die im Bauwesen schon seit längerer Zeit im Einsatz ist, auch für abgerundete Flächen wie die Fenster von Automobilen verfügbar ist. 

(8. September 2000)

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