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Strom macht Diesel- und Benzinmotoren Beine

Audi setzt auf Mild-Hybrid – auch Erdgas immer attraktiver


Audi A5 g-tron

Von Manfred Bergmann

  Werden in den nächsten Jahren die Diesel- und Benzin-Verbrennermotoren zu Auslaufmodellen? „Mitnichten“, erklärt Audi-Motorenchef Dr.-Ing. Nicolai Arday vor Fachjournalisten in München. „Im Jahr 2025 werden zwei Drittel der Autos von weiterentwickelten Benzin- und Dieselmotoren angetrieben. Auch über 2025 hinaus. Strom wird den Verbrennern Beine machen. Zudem wird Erdgasantrieb zunehmend attraktiver“.

 

  Verbrauch runter, Effizienz rauf! Auch die Performance, wie die Fahrleistungen gern neudeutsch genannt werden, soll deutlich steigen. Beim Komfort soll es zeitgemäß auch noch etwas mehr sein. Die Lösung heißt: Mild-Hybrid-Technologie, kurz MH. Sie basiert im neuen Audi A8, der noch in diesem Jahr an den Start geht, auf dem 48-Volt-Bordnetz mit den Bausteinen Starter-Generator und Lithium-Ionen-Batterie. Der Starter-Generator bringt es beim Anlassen auf 60 Newtonmeter Drehmoment und bei der Energierückgewinnung auf 12 kW/16,3 PS Leistung.

45 Sekunden segeln

  Wenn der Fahrer zwischen 30 und 160 km/h vom Gas geht, kann das Auto bis zu 45 Sekunden lang mit abgeschaltetem Motor segeln. Reibungsbehaftete Komponenten werden eben abgeschaltet, wenn sie nicht gebraucht werden. Gibt der Fahrer wieder Gas, bringt der Starter die Motorwelle auf die jeweils erforderliche Drehzahl, ehe der Motor gezündet wird. Das verhindert unkomfortables Ruckeln.


Audi SQ5
 


Audi A5 Sportback g-tron

 

  Um das Zurückgewinnen von Energie, Rekuperation genannt, beim Verzögern zu optimieren, greift der A8 auf Informationen einer Frontkamera sowie auf Daten der Navigation zurück. Informiert die Kamera über Hindernisse vor dem Auto, die ein baldiges Verzögern erfordern, setzen selbsttätig frühzeitig Verzögern und Rekuperation des Generators ein. Das Navisystem kennt Kurven, Kreisverkehrsanlagen, Abzweigungen und Gefälle und kann frühzeitig Schaltvorgänge, Gaswegnahme, Verzögern und Rekuperieren veranlassen. 0,7 Liter Verbrauchsminderung im EU-Messzyklus erzielt die MH-Technologie im neuen A8 V6 TFSI. Zudem lassen sich die Fahrwerkssysteme besser betreiben. Die neue Lithium-Ionen-Batterie ist nicht größer als eine normale Autobatterie und um ein Vielfaches kleiner und leichter als bei gängigen Hybridfahrzeugen.

Parken elektrisch


Audi Q8

  Im neuen Audi Q8, der 2018 an den Start geht, gibt der Starter-Generator 20 kW/27,2 PS und 170 Newtonmeter Drehmoment ab. Beim Verzögern liefert das MH-System in hohem Maße rückgewonnene Energie in die 48-Volt-Batterie. Bei niedrigem Tempo wie bei Parkmanövern treibt der Starter-Generator den sportlichen SUV alleine an. Ein zusätzlicher Verdichter, ebenfalls vom Strom flottgemacht, schließt das Turboloch und trägt zu einer Sprintzeit von null auf 100 km/h von rund vier Sekunden bei.

  Gut aufgestellt ist Audi bei Sechs- und Achtzylindermotoren. Seit 30 Jahren setzt die Marke auf die V-Bauweise. Die im Winkel von 90 Grad zueinander stehenden Zylinderbänke nutzen dem Kunden, denn der niedrige Schwerpunkt verbessert die Fahrdynamik. Das neue Angebot kann sich sehen lassen: Der V6 3.0 TDI mit 210 kW/286 PS, der aktuell stärkste Seriendiesel von Audi, der V8 4.0 TDI mit 320 kW/435 PS, der neue V6 3.0 TFSI mit 260 kW/354 PS und der neue Hochleistungsmotor V6 2.9 TFSI mit 331 kW/450 PS. Die beiden Diesel liefern 620 und 900, die Benziner 500 und 600 Newtonmeter Drehmoment ab. Alle diese Triebwerke erhalten die milde Hybridisierung mit 48-Volt-Netz. Doch nicht nur die Großen profitieren von den Mild-Hybrid-Segnungen. Nach und nach erhalten auch die Vierzylinder die neue Technologie, allerdings systembedingt auf 12- statt auf 48-Volt-Basis.

Audi produziert auch Kraftstoff

  Das Ziel, Verbrauch und Emissionen zu senken, gilt immer und überall. Deshalb setzt Audi neben dem klassischen Benziner TFSI und dem Diesel TDI vermehrt auf den alternativen Antrieb Erdgas. Ein Fokus liegt auf den g-tron-Modellen, die mit Erdgas CNG, Compressed Natural Gas, fahren. Als einziger Autobauer produziert Audi selbst Kraftstoffe. Einzigartig ist die innovative Audi-Erdgasproduktion in Werlte/Emsland.

  Mit Hilfe von Windstrom sowie CO2 aus Bioabfällen entsteht synthetisches Methan, Audi e-Gas genannt. Der erdölunabhängige Kraftstoff bindet vorab bei der Herstellung ebenso viel CO2, wie er später bei der Verbrennung wieder abgibt. Die Anlage in Werlte wurde 2013 in Betrieb genommen und erzeugt pro Jahr bis zu 1.000 Tonnen e-gas. Dabei bindet sie bis zu 2.800 Tonnen CO2. Mit dieser Menge können rund 1.500 Audi g-tron-Modelle je 15.000 Kilometer im Jahr, insgesamt rund 560 Mal um die Erde, CO2-neutral fahren.

Vier Euro für 100 Kilometer

  Zum Audi A3 Sportback g-tron werden sich in den kommenden Monaten der A4 Avant g-tron und der A5 Sportback g-tron gesellen. Im Test gefielen die Fahrleistungen des neuen gasgetriebenen A5. In rund acht Sekunden sprintet er mit seinem 2,0-TFSI-Motor mit 125 kW/170 PS sowie 270 Newtonmeter Drehmoment auf 100 km/h. Im NEFZ-Zyklus verbraucht er pro 100 Kilometer nur 3,8 Kilogramm CNG. Das entspricht Kraftstoffkosten von etwa 4,00 Euro, Stand: Juni 2017. Die Emission von Kohlendioxid CO2 beträgt 102 Gramm pro Kilometer. Im Benzinbetrieb verbraucht er 5,6 Liter pro 100 Kilometer und emittiert 126 Gramm CO2 pro Kilometer.

  Im Vergleich zu Benzin entsteht bei der Verbrennung von Erdgas wegen des geringsten Kohlenstoffanteils aller Kohlenwasserstoffe rund 25 Prozent weniger CO2. Zudem bleiben die Partikelemissionen sehr gering. Beim Betrieb mit Audi e-gas, das chemisch mit hochwertigem Erdgas fast identisch ist und dadurch in beliebiger Menge ins Erdgasnetz eingespeist werden kann, verbessert sich gegenüber einem vergleichbaren Benzinmodell die CO2-Bilanz um 80 Prozent. Bis 2025 wird sich in Deutschland die Jahresproduktion von CNG-Fahrzeugen auf eine Million Fahrzeuge verzehnfachen. Die Zahl der CNG-Tankstellen wird von derzeit 900 auf 2.000 steigen.

Neues Messverfahren liefert realitätsnähere Verbrauchsdaten


Audi SQ5

  Die Verbrauchs- und Emissionswerte von Pkw werden von September 2017 an in einem neuen Messverfahren ermittelt, dem „Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure“, kurz WLTP. Das Ziel ist, realitätsnähere Daten zu besitzen und den geänderten Verkehrs- und Fahrbedingungen in Europa Rechnung zu tragen. Auch sind Emissionsmessungen im laufenden Straßenverkehr vorgeschrieben. Das Verfahren löst den seit 1997 geltenden „Neuen Europäischen Fahrzyklus“ NEFZ ab, der die Verbrauchs- und Emissionswerte auf dem Rollenprüfstand misst.

  Das neue Verfahren läuft wesentlich dynamischer als bisher. Es enthält deutlich mehr Beschleunigungs- und Bremsvorgänge in den Bereichen bis 60, 80, 100 und 130 km/h. Dadurch werden Fahrsituationen des Innenstadtverkehrs und der Autobahnfahrt besser berücksichtigt. Die Höchstgeschwindigkeit steigt um 10 km/h auf 131 km/h, die Streckenlänge von 11,007 auf 23,25 km, die Fahrzeit von 20 auf 30 Minuten und die Durchschnittsgeschwindigkeit von 33,6 auf 46,6 km/h.

(11.6.2017/16.7.2017)

Photos: Audi

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